Disclaimer: Ich bin ein Mann und eigentlich sollten wir Männer bei diesem Thema gepflegt die Fresse halten, weil wir nicht betroffen sind!
Warum schreibe ich jetzt trotzdem etwas dazu? Letztens hat mein Arbeitskollege Stefan Rauch über das Thema Frauenquote geschrieben. Woraufhin ich kommentierte dass es meiner Meinung nach nur mit Quote gehen wird:
Leider funktioniert es nur mit Quote. Das zeigt ja schon alleine wie wenig sich in den letzten Jahrzehnten getan hat. Und was soll an Quote schlecht sein?
— Schlafschaf 💉💉💉 (@Weltraumschaf) May 25, 2020
Stefan ist allerdings der Meinung dass die Umsetzung einer Quote sehr schwierig ist:
Mit 50/50 ist mir hier nicht wirklich geholfen - wie bekomme ich nun den Blickwinkel meiner schwulen Kollegen oder die Weltanschauung meiner islamistischen Kollegen oder die Meinung der Kinder oder den Blickwinkel von Hardcore Republikanern in die passenden Führungsgremien?
— Stefan Rauch (@stefanrauch_tw) May 26, 2020
Ich finde man sollte eine in der Öffentlichkeit begonnene Diskussion auch in der Öffentlichkeit weiter führen. Da die paar Zeichen auf Twitter etwas wenig sind möchte ich kurz meine Gedanken dazu hier niederschreiben.
Brauchen wir eine Frauenquote?
Wenn wir uns anschauen wie die Verteilung von Frauen in Führungspositionen oder in STEM sind, dann muss man sagen: Ja, wir brauchen eine Frauenquote. Denn offensichtlich haben die Lippenbekenntnisse der letzten Jahrzehnte nicht viel gebracht. Und das Argument, es läge dran, dass Frauen keine Lust dazu hätten und lieber zuhause auf Kinder aufpassen würden, statt Karriere zu machen (aka. “die sind selbst dran schuld”) , halte ich für eine zynische Ausrede.
Welche Quote sollen wir nehmen?
Warum nicht einfach 50%? Und warum schreiben wir das nicht einfach in ein Gesetzt. In dem WRINT Podcast über Kurdistan erzählt Enno Lenze dass die autonomen Kurden dass einfach in ihre Verfassung geschrieben haben. Die Begründung: Bis nicht in der gesamten Gesellschaft ein Umdenken stattgefunden hat und es Normalität ist, dass sämtliche Ämter zu gleichen Teilen mit Frauen besetzt werden, schreiben wir das eben als Gesetz in die Verfassung. Wenn das Normalität ist kann das Gesetz ja wieder weg. Finde ich einen guten Ansatz. Sollten wir auch so machen!
Aber dann werden schlechte Frauen bevorzugt!1elf
Oft kommt dann das Argument, meistens von Männern, dass man dann ja womöglich für eine Position eine Frau nehmen müsste die womöglich schlechter qualifiziert wäre als ein Mann. Das ist meiner Meinung nach auch nur eine faule Ausrede, um nichts zu ändern. Wenn man es nicht hinbekommt eine Frau zu finden die genauso qualifiziert ist wie ein Mann, dann hat man vermutlich einfach nur ein schlechtes Recruiting. Das hat aber nichts mit einer Quote zu tun. Selbst wenn dem so wäre, dass bspw. eine Frau in einem politischen Amt bevorzugt würde, sie aber nicht qualifiziert ist, wäre das doch egal. Wir leben seit Ewigkeiten damit, dass unqualifizierte Männer in Positionen kommen, weil sie gute Beziehungen haben und nicht weil sie besonders qualifiziert sind (looking at you Andreas Scheuer). Die Welt geht davon nicht unter.
Und was ist mit anderen benachteiligten Gruppen?
Ja, das ist auch ein Problem. Meiner Meinung nach aber ein zusätzliches Problem. Da muss auch einiges getan werden. Aber das sollte man nicht alles in einen Topf werfen, nur um dann wieder die Universalausrede zu haben, dass das ganze ja nicht so einfach sei und wir es daher erst mal einfach so lassen wie es ist und nur darüber reden wie es sein könnte.
Fazit
Wir sollten es mit der 50/50 Quote von Frauen in allen Positionen vielleicht einfach mal ausprobieren und schauen wie das so ist, anstelle uns über Jahrzehnte nur theoretisch darüber zu streiten, ob das jetzt der richtige weg sei oder nicht. Einfach mal machen! Kann man ja anpassen, wenn sich tatsächlich herausstellt dass es dadurch schlimmer wird auf dieser Welt statt besser. Auch wenn ich das nicht glaube.
Ansonsten empfehle ich mal den Lila Podcast. Ein hervorragender feministischer Podcast, der diese Themen wunderbar unaufgeregt behandelt. Auch interessant in einem übergeordneten Kontext ist der Soziopod, in welchem dieses Thema hin und wieder aus soziologischer Sicht betrachtet wird.
In diesem Sinne: Schönes Wochenende und einfach mal machen!